VADA
Ort: Foyer des Schulstandorts Pasteurstrasse 7-11
Entwurf: Kunst am Bau Wettbewerb Felix-Mendelssohn-Bartoldy-Gymnasium, Berlin-Pankow, 2019
Material: MDF, Epoxyd-Harz, PU-Lack
Pixel-Größe: je 48x48 cm
Höhe: 5,3 m
Die Grundidee der Arbeit “Vada” ist eine Verschränkung des Innen- und Aussenraums.
Das Foyer erhält auf übertragene Weise die Anmutung eines grünen Aussenraums. Der „Grünraum“ als ein stets auch nach allen Seiten „offener Raum“ soll hier im Eingangsbereich für eine offene Gesellschaft bzw. weltoffene Schule stehen. Der Innenhof mit dem dort angelegten Buchenhain dient dabei als eine Referenz für das Vorhaben im Foyer, einer Öffnung ins Grüne.
Grundlage für die Konzeption ist das Foto einer Buchenallee, welches digital bearbeitet wird, so dass eine Quantisierung in Form von Pixeln stattfindet (Bild 2). Das Bild der Allee bildet die Grundlage für die gesamte Gestaltung des Foyers in Form und Farbe. Dieses Bild wird direkt auf die gesamten beiden jeweils links und rechts vom Eingang befindlichen Wände als Malerei aufgetragen. (Aqua PU-Lack abwaschbar Auflösung 7x11 Quadrate mit jeweils 48cm Kantenlänge (Abb 01) bzw. 42x66 Quadrate mit Kantenlänge 8 cm (Abb. 02)) Das Bild besitzt eine Tiefenwirkung, die sich aus dem ursprünglichen Motiv ableitet, der Blick in eine Baumallee hinein-, und erweitert so den vorhandenen langen Raum optisch und symbolisch auf der Längsachse. Das Bildmotiv wird dabei auf der gegenüberliegenden Wand vertikal gespiegelt aufgebracht. Hierdurch entsteht eine visuelle Verbindung, wie eine gedachte vertikale Achse, über die gesamte Raumlänge des vorderen raumhohen Bereichs. Der (digitale) Transformationsprozess wird so räumlich erlebbar dargestellt und als ein Matrix-Vektor immateriell in den Raum übertragen. So wird die Grundidee einer Allee, die durchschritten werden kann, auf malerische und bildhauerische Weise abermals aufgegriffen, und dient als eine Metapher für Veränderung und Entwicklung, aber auch Fragestellung der Rolle von Technik und Wissenschaft. Formal erinnern die Wandbilder, insbesondere Bild 1 an Werke aus der „konkreten Kunst“. Gleichzeitig werden die bereits vorhandenen grünen Glasgeländer in die Gesamtgestaltung mit einbezogen.
Entsprechend der Farbpalette der Wandmalerei werden in exakt den Grüntönen von Bild 1 77 Würfel mit ebenfalls einer Kantenlänge von 48 cm gefertigt. Sie werden im Foyer auf den Fußboden gestellt. Jeder einzelne Pixel an der Wand bildet sich damit in Größe, Form und Farbe drei- dimensional als Objekt im Raum ab. Dem Wandbild= „Vorbild“ entsprechend entstehen dabei auch einige Farb-Cluster. Dies bedingt, dass in der dreidimensionalen Ausführung einige Würfel zu 2er, 3er oder 4er Elementen fest verbunden werden können, was zum einen praktisch in der Benutzung ist und gleichzeitig zur skulpturalen Wirkung des gesamten Ensembles beiträgt.
Die Abstraktion in die Grüntöne der 2D und 3D Pixel steht einerseits für Wissen und Technik, andererseits aber auch für deren Auswirkungen auf die Natur. Das aus der Natur bzw. einer dreidimensionalen Realität gewonnene, durch den digitalen Prozess abstrahierte und somit der unmittelbaren sinnlichen Erfahrung entzogene „Ab-Bild“ wird hier anschaulich in eine dreidimensionale Realität „rück“-übertragen, dabei haptisch und sinnlich erlebbar gemacht. Das Bild „fällt“ quasi „von der Wand“. Wenn man wollte, könnte man also mit einer Aneinanderreihung der Würfel das ganze Bild 1 am Boden 1:1 dreidimensional nachbauen; oder eben auch ein ganz neues daraus entwickeln— Insgesamt bekommt man also im Zusammenspiel von Wandmalereien und Würfeln nicht ein abgeschlossenes, „fertiges Bild“ vor Augen geführt, sondern eher den Eindruck eines offenen Raumes, der zur Entdeckung und Entwicklung eigener Potentiale einlädt.
Die Würfel sind für verschiedene Anlässe unterschiedlich kombinierbar und nutzbar z.B. für Besprechnungen, Präsentationen, Events oder Hausaufgaben. Denn für die Würfel ist keine feste Ordnung vorgesehen, im Gegenteil, sie können sich im Raum immer wieder anders „bewegen“. Die SchülerInnen können sie sich nach ihren eigenen Wünschen auf der ganzen Fläche zu individuellen Sitzgruppen zusammenstellen. Gedacht ist, dass sowohl „Tische“ als auch „Stühle“ bzw. „Bänke“ daraus zusammengefügt werden: Eine interaktive Sitzlandschaft, die den Austausch und die Kooperation zwischen den SchülerInnen befördern kann.
Es entstehen dabei im Verlauf eines Tages immer wieder neue Bildformationen, die von den BenutzerInnen geschaffen warden (Abb. 03- 06). So werden die Würfel, die an Skulpturen der Minimal Art erinnern, in diesem Kontext auch stets neue visuelle „Stellvertreter“ für die das Foyer nutzenden Individuen. Insgesamt symbolisiert die Installationdamit demokratische Durchlässigkeit und Wandel.
Zur weiteren Akzentuierung des vorgegebenen architektonischen Raumes im Sinne der Grundidee wird dem horizontalen Glasgeländer der Zwischenebene im Querschiff des Luftraumes ein visuelles Gegenüber an den vertikalen Wandelementen der Fensterseite gegeben. Die Farbtöne werden ebenfalls aus der Pixel- Farbpallette von Bild1 entnommen und korrespondieren so direkt mit dem Glasgeländer. Insgesamt entsteht dadurch eine neue Balance im Raum. Die vertikalen Farbflächen unterstützen dabei den Eindruck des Allee-Motivs. Die Installation fügt sich insgesamt eher behutsam in die vorhandene architektonische und farbliche Gestaltung ein, setzt aber auch bewusst ganz eigene Akzente.