MB 111

Ort: Stadtplatz Kaisersteg, Berlin-Oberschöneweide
Auftraggeber: Kunstwettberb Landmark der Elektropolis 2. Phase, 2017
Objekt: Skulptur im Stadtraum
Material: Glas, Metall, Elektro
Größe: 8x8m
Höhe: 13 m

Das zu errichtende Objekt besteht aus zwei runden Flächen gleicher Größe mit einem Durchmesser von ca. 8,00m, die von einer Tragkonstruktion eines Baugerüsts (Layher T60) aufgehängt sind. Höhe des Fußes: 5,00m, Höhe der Gesamtkonstruktion 13,00m .
Die beiden runden Glasflächen resultieren jeweils aus 340 quadratischen 42x42 cm großen verspiegelten aber trotzdem transluzenten VSG-Glasscheiben („Pixel“). Diese werden einzeln und „unsichtbar“ an ihrer Rückseite an einer dahinterliegenden Stahlkonstruktion befestigt. Dabei „verkippen“ die Scheiben immer etwas zueinander, so dass reliefartige Oberflächen entstehen, die das Tageslicht in interessanten Nuancen reflektieren. Die dem Platz zugewandte Seite hat verspiegelte, farblose Scheiben, die für den Besucher am Tage, je nach eingenommen Blickwinkel, immer wieder neue „gepixelte“ Bilder des Stadtplatzes entstehen lassen. Der konstruktive und so formgebende Grundbaustein der quadratischen Zelle verweist dabei indirekt auch auf die nachfolgende Entwicklung der weitreichenden Elektrifizierung: das digitale Zeitalter.
Die Scheiben auf der dem Wasser zugewandten Seite (Südwest) sind mit organischen Photovoltaik-Zellen (Opvius) beschichtet und schimmern tagsüber orange-bräunlich (bekommen dadurch eine Färbung, die an die typischen bräunlich-orangenen Scheiben vieler Gebäude aus DDR-Zeiten erinnern). Sie erzeugen tagsüber Energie und zeigen von Niederschöneweide aus gesehen ebenfalls ein poetisches Lichtspiel. Dieses Licht dringt auf beiden Seiten durch die Scheiben und wird durch deren reliefartige Anordnung diffus gebrochen, so dass die Umrisse des Objekts etwas unscharf werden, es insgesamt etwas plastischer wirkt und eine Assoziation „Sonnenuntergang“ durchaus naheliegt. Die Dauer des nächtlichen Scheins resultiert immer aus der jeweils am Tage gewonnen Menge Sonnenenergie. Je nach Intensität des Sonneneinfalls leuchtet das Objekt mal länger, mal kürzer und visualisiert so, neben dem Thema Elektropolis, indirekt einen Bezug zu Natur, Klima und den Jahreszeiten.
Der Platz wird gerade abends sehr gut angenommen. Er bekommt mit dem Objekt im hinteren, bislang nicht beleuchteten Teil am Ufer so einen interssanten atmosphärischen Gegenpart zum hell ausgeleuchteten nordöstlichen Teil des Platzes. Die Elektropolis war zu ihrer Zeit die Avantgarde der technischen Entwicklung. Der Ursprung der Erfolgsgeschichte AEG war die Glühbirne, die die Welt auch in der Nacht zuverlässig erhellt. Das Thema Elektrizität und Solarenergie wird mit der Skulptur so ganz bewusst buchstäblich ins Bild gesetzt: Die Sonne als Energielieferant; das Objekt als ein sich selbst erhaltendes System. Dabei verweist die noch wenig bekannte innovative organische Photovoltaiktechnik auch auf zukünftige Möglichkeiten zu noch ressourcenschonenderer Solar-Energiegewinnung.
Vor der Nutzung durch AEG war Schöneweide ein durchaus romantischer Ausflugsort. Die Skulptur verweist auf abstrahierte Art auch auf das frühere Naturerlebnis an diesem Ort. Sie ergänzt das vorhandene urbane und industriell geprägte Umfeld um ein immer wiederkehrendes Sujets der Kunst- und Bildgeschichte und verweist so auf mehrere Ebenen der Geschichte Schöneweides.

Insgesamt bekommt das Objekt durch die Art seiner Materialisierung (Gerüste, transluzente Elemente) einen bewusst temporär anmutenden Charakter, wird so „immateriell“ wie möglich gestaltet, um den Charakter von Elektrizität und Licht direkt anschaulich zu machen. Es wirkt darum ephemer und wie nur kurz „hingehaucht“, trotz Verwendung langlebiger Materialien.
-In Zusammenarbeit mit Annette Erlenwein-