Stattplan

Ort: Projektentwurf, 2015

Das Ziel des interaktiven und dabei auch durchaus didaktischen Kunstprojekts Stadtland ist eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema Stadtentwicklung.

Es baut auf dem jeweilig bestehenden Flächensystem einer realen Stadt auf. Dazu wird ein sog. Schwarzplan verarbeitet zu einem Spielfeld, das in der ersten Phase im Innenraum auf einer Tischfläche präsentiert werden kann, und später in einem größeren Maßstab auf ein robusten begehbaren Plane für den outdoor-Bereich gedruckt wird.
Dieser Spielplan weist dabei schematisch in feldartigen Farbflächen bestehende Grünflächen, Baugrundstücke, Gewässer und größere Strassen auf.
Einfache Bauelemente im Sinne eines Kinder-Baukasten wie Würfel, Quader, Dreieck maßstabsgetreu aus Styrodur gesägt bzw. für die
outdoor-Version aus leichtem Kunststoff gefertigt, bilden die Grundelemente, mit denen die Teilnehmer des Projekts archetypische Gebäude zusammensetzten können. Die so entwickelten „Häuser“ werden in der nächsten Stufe an der Vorder- und Rückseite mit Fassadengestaltungen, die direkt dem heutigen Stadtbild entnommen wurden, per Magnet befestigt.
Dafür werden im Vorfeld einzelne Gebäude von der Künstlerin ausgewählt, fotografiert und an den Umrisskanten ausgeschnitten und auf ein robustes Trägermaterial aufgezogen. Unterschiedliche Baustile und zeitgeschichtliche Epochen finden dabei Berücksichtigung.

Diese dem Spielfeldmaßstab entsprechenden „Stadt-Module“ können frei auf dem Stadtplan platziert und auch wieder verschoben werden.

Procedere mit einer aktiven Teilnehmergruppe::
Man wird für die erste Stufe und Vorbereitungsphase Rundgänge durch die Stadt organisieren, nach denen die Teilnehmer dann die vorhandenen Gebäude aus der Erinnerung platzieren sollen. Die ganze Gruppe kann dabei mitdiskutieren und mitentscheiden.
Danach erfolgt die „Auflösung“ also der Vergleich mit dem realen Stadtraum. Danach werden die Elemente zunächst genau dem Vorbild gemäß angeordnet. darauf folgt eine Runde, in der jeder einzelne „Mitspieler“ individuelle Verschiebungen nach jeweils eigenem „gusto“ vornehmen kann. Nach jeder dieser individuellen Formulierungen diskutiert die Gruppe, die vor- und Nachteile dieser Neuordnung gemeinsam. und dabei soll diskutiert werden, wie sich so eine „Verschiebung“ auf das gesamte Stadtgefüge auswirkt.

Es können dabei auch mal mehrer Bauelemente übereinandergestapelt werden, und so höhere Häuser, die die übliche Traufhöhe überschreiten, ausprobiert werden. Auch eigene, ganz neue Fassadengestaltungen, die die Teilnehmer aus standartisierten Elementen für Fenster, Türen, Dächern, die die Künstlerin ebenfalls im Sinne unterschiedlicher historischer wie aktueller Baustile zuvor entwickelt hat und dafür per Magnettafel zur Verfügung stellt, können in einer weiteren Projektstufe (dann für „Fortgeschrittene“ bzw. ältere Kinder) Verwendung finden.
Den verwandten Gebäuden können dann auch noch per Etikett jeweils bestimmte Nutzungen zugewiesen werden: Post, Bank, Rathaus, Geschäfte, Gastronomie, Polizei, Kino, Theater, Bibliothek, Kindergarten, Wohnhaus, Hotel, Fabrik, Handwerksbetriebe, Apotheke, Krankenhaus, Museum etc.

Da nur eine kleinere Auswahl der gesamten Bausubstanz der Stadt als „Bauklötze“ zur Verfügung steht, werden so gleichzeitig die dabei freibleibenden Flächen und deren Benutzbarkeit den Teilnehmern bewusst gemacht. Also auch die Gestaltung der in einer Stadt entstehenden öffentlichen Räume nachgedacht.
Somit können in der nächsten Phase auch freie Flächen thematisch ausgewiesen werden als Marktplatz, Spielplatz, Friedhof, öffentlicher Gemeinschaftsgarten, Gemeindeforum/Agora, Park usw.
Auch eigene Entwürfe für Skulpturen oder „Stadtmöbel“ wie Bänke und Bushaltestellen können in einer weiteren Stufe ergänzt werden.

Die Arbeit fördert die Raumwahrnehmung, das Bewusstsein für Baustile und deren zeitgeschichtliche Kontexte, die bewusstere Wahrnehmung der alltäglichen Zusammenhänge und deren Entstehungsgeschichte in einem erweiterten Sinne der Entstehung von Siedlungen allgemein sowie die Handlungsoptionen eines einzelnen in einer lebendigen demokratischen Gesellschaft und ihrer Strukturentwicklungsdebatte.